BJØRNSUND CHRONIK
ehemals C. F. Tietgen, Falkland, Slugen, Vikefjord
Baujahr: 1929
In: Esbjerg/Dänemark (Jensen & Lauridsen)
LüD: 18m
LüA: 25m
Verdrängung: 50t
Rumpf: Eiche auf Eiche
Segelfläche: 220 m²
Maschine: VolvoPenta TMD 100A (220 PS)
Eigner (seit 2018): Sebastian Hentschel
Heimathafen: Museumshafen Greifswald
Seit Herbst 2018 umfangreiche Restaurierung auf dem Gelände des Greifswalder Museumswerft e.V
BJØRNSUND zählt zu den sogenannten Haikuttern, den segelnden Fischkuttern Dänemarks, die Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erstmals zusätzlich mit einem Motor ausgestattet werden. Damit sind sie in Leistung und Wendigkeit den älteren, zumeist einmastigen Fischerbooten überlegen, die sich allein auf die Kraft ihrer Segel verlassen müssen. Entsprechend erfolgreicher sind ihre Fänge, daher der Name „Haikutter“ - gefräßig wie Haie.
1929 wird BJØRNSUND als C. F. Tietgen unter der Bezeichnung E 312 bei Lauridsen & Jensens im dänischen Esbjerg als Gaffelketsch in Eiche auf Eiche gebaut. Über 40 Jahre lang bleibt sie im Besitz ihres ersten Eigners. Das Schiff wird zur Snurrewadenfischerei auf der Nordsee eingesetzt.
In den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wechselt BJØRNSUND unter dänischer Flagge mehrmals den Besitzer. 1968 erhält sie erstmals den Namen BJØRNSUND und wird in der Folgezeit aber nochmals umbenannt: 1977 geht sie als Vikefjord (Bezeichnung LL 425) in schwedische Hände und wird zwei Jahre lang in der Heringsfischerei eingesetzt.
Im Jahr 1979 übernehmen die Schweden Björn Wetterlund und Per Ekstrand den fünfzig Jahre alten Fischkutter und geben ihm wieder den Namen BJØRNSUND. In Göteborg führen sie in den kommenden Jahren eine umfangreiche Restauration durch und bauen das Schiff für Freizeit- und Gästefahrten aus.
Der Fischraum weicht einem Salon; der Originalmotor von 1929 - ein 2-Zylinder Tuxham - wird ausgetauscht; bis 1989 sind der Maschinenraum und große Teile des Decks sowie die Aufbauten erneuert;
1992 werden 100 Meter Planken gewechselt und der gesamte Rumpf überarbeitet; Bjørnsund erhält ein neues Ruder.
1995 schließlich überarbeiten Wetterlund und Ekstrand auch das Rigg, ein bis dahin auf einfaches Handling ausgelegtes Arbeitsrigg. Nun wird ein Segelplan gezeichnet, der nicht nur optisch schöner mit der Rumpfform harmoniert, sondern auch weitaus bessere Segeleigenschaften aufweist.
Im Jahr 2006 wird BJØRNSUND an die Saltö Skuta GmbH um Per-Inge Lindqvist verkauft. Karlskrona wird ihr neuer Heimathafen. Sechs Segelenthusiasten setzen sich von nun an für die Instandhaltung de Schiffes und die Vermittlung der traditionellen Seemannschaft ein.
Nach einem Sturmschaden wird in der Ekenäs Werft in Kalmar fast eine gesamte Seite Planken getauscht. Lindqvist lässt zudem den Motoreinbau überprüfen und die Ruderanlage überarbeiten.
BJØRNSUND segelt in dieser Zeit mit Gästen aus Südschweden, und nimmt an der Rostocker Hanse Sail teil. Vor allem aber dürfen Menschen mit geistiger Behinderung auf dem Schiff „die Düfte und Winde des Meeres“ erleben.
Mit der Idee, naturnahe Segeltouren in und um den Barther Bodden anzubieten, kauft der Berliner Olaf Tober das Schiff im Jahr 2013 und überführt BJØRNSUND nach Stralsund.
2014 kommt es zu einem Brand an Bord, ausgelöst durch einen Defekt in der Heizungsanlage. BJØRNSUND geht in der Volkswerft Stralsund in die große Schiffbauhalle und bekommt einen neuen Über & Unterwasser-Anstrich. Alle Nähte werden nachgesetzt, viele Stellen aber auch nur notdürftig geflickt.
Zur Instandsetzung des eigentlichen Brandschadens bringt Ole das Schiff in die Greifswalder Museumswerft. Hier werden Decksbalken verstärkt, Teile des angekokelten Balkwegers ersetzt und der betroffene Abschnitt des Schanzkleides (Stützen, Relingsdeckel und Verkleidung) und des Decks ausgetauscht.
Der Greifswalder Museumshafen ist bekannt fuer seine kleine Haikuttersammlung. Die Selbsthilfewerft wird in Fachkreisen auch als „Haikutter-Komptetenzzentrum“ bezeichnet. In der nun folgenden Zeit arbeitet Ole mit Hilfe seines Bruders und unter Anleitung des hiesigen Bootsbaumeisters an der Restaurierung des Decksbelages. 2016 wird Bjørnsund in den Verein des Museumshafen saufgenommen und findet in Greifswald ihren heutigen Heimathafen.
Der in Greifswald ansässige Segelmacher Sebastian Hentschel übernimmt BJØRNSUND im Jahr 2018 und gründet BJØRNSUND segeln, um sich seinen Traum von einer segelnden Tuchwerkstatt zu erfüllen.
Als Botschafterin für den Erhalt des traditionellen Segel-, Segelmacher- und Schiffsbauhandwerkes soll BJØRNSUND wieder in neuem Glanz im In- und Ausland die Gewässer besegeln, für die sie einmal gebaut wurde.